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Nicolas Chauvin war ein Soldat Napoleons, dessen Name heute nicht nur in Frankreich Klang hat. Er soll so fanatisch für seine Nation gekämpft haben, dass er selbst zur Legende wurde. Die Parallele zu Johanna von Orléans ist hier schon zu spüren. Im Gegensatz zur legendären Jungfrau steht Chauvins Name heute aber Pate für einen Begriff, mit dem wir nichts sonderlich Positives verbinden, auch wenn er bedauerlicherweise so aktuell ist, wie seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr.
Frau Kahls DS-Kurs liefert ein Portrait der Jeanne d’Arc, das sich eher mit diesem Problem des Chauvinismus beschäftigt. Während Schiller, auf dessen Drama diese Aufführung nicht basiert, bei der Darstellung ihrer Geschichte eher eine platonische Idee plastifiziert, versuchen die Schüler des Kurses ein materielles Bild zu zeichnen: das einer jungen, verwirrten Frau, die als einzige im ganzen Stück nicht nur an sich denkt. Dies bedarf einer Erläuterung:
Zwar interagieren die Figuren auf der Bühne, aber sie reden nicht miteinander. Keiner betrachtet den anderen als Freund, Verbündeten, Geliebten, etc. Der andere ist und kann nie mehr sein als ein reinses Mittel zum Zweck der Befriedigung der eigenen Wünsche.
Jeanne ist die einzige, die aus dem Rahmen fällt. Sie opfert sich, ohne Opfer zu sein. Sie geht auf die anderen ein und kümmert sich um sie, obwohl (oder gerade weil?) sie nicht für voll genommen wird.
Ein Chauvinist ist jemand, der an die Überlegenheit der Gruppe glaubt, der er selbst angehörig ist. Bei Jeanne d’Arc gibt es zwar Gruppen, doch sind alle so mit sich selbst beschäftigt, dass nur dann ein Zusammenhalt entsteht, wenn man andere bekämpfen will, seien es die Engländer oder auch Verwandte. Die eigene Gruppe ist dabei nicht überlegen, sondern der Einzelne stellt sich über alle anderen. Und wenn es nötig ist, werden auch diese Bande gelöst, um die eigene Überlegenheit nicht erst in Frage stellen zu müssen. Und ganz am Ende merkt auch Jeanne, dass es Zeit für sie ist, mit den Wölfen zu heulen. Wir durften sie im Verlauf des Stücks in allen möglichen Facetten kennenlernen, zum Schluss zeigt sie uns sogar einen seelischen Striptease. Aber auch das bewahrt sie nicht vor dem Scheiterhaufen…
Der Truppe gelingt es, glaubhaft eine Welt darzustellen, in der es falsch ist, das Richtige zu tun: den eigenen Egozentrismus zu überwinden, um Toleranz und Nächstenliebe zu üben. Es ist sehr traurig, dass diese Perspektive auf die Jungfrauengeschichte von Orléon den Nerv unserer Zeit eher trifft als es die pflichtbewusste Johanna von Schiller könnte… (pkz)
Bauernmädchen, Heerführerin, als Ketzerin verbrannt,
später Heilige und heute noch immer französische Nationalheldin
– eine schillernde Frauenfigur, die immer wieder auch Autoren inspirierte.
Wer war dieses Mädchen, das ein ganzes Heer in die Schlacht von Orléans führte und den Franzosen zum Sieg verhalf? Eine Irre, die Stimmen hörte oder eine kluge Politikerin? Religiöse Fanatikerin oder Heilige? Und warum musste sie kurze Zeit später im Alter von nur 19 Jahren im Scheiterhaufen verbrennen?
Der DS-Kurs 11 unter der Leitung von Frau Kahl hat sich mit der historischen Figur auseinandergesetzt, Dramentexte und originale Prozessakten aufbereitet und lädt Sie ein, am kommenden Mittwoch, den 6. Juni um 19.00 Uhr in der Aula des Wald-Gymnasiums der Geschichte der Jeanne d’Arc zuzuschauen.