Deutsch

Das Fach Deutsch – der „Tausendsassa“ unter den Schulfächern


Deutschunterricht im Rahmenlehrplan

Wieso ein Tausendsassa? Schlägt man ein etymologisches Wörterbuch auf, findet man u. a. folgende Erklärung des Begriffes: Der Ausruf „tausend sa sa!“ (vermutlich aus frz. ça= das) ließe sich übersetzen mit: Tausend dies und das! Im übertragenen Sinne ist ein Tausendsassa ein tüchtiger Kerl. Bei einem Blick in den Rahmenlehrplan fällt sofort auf, welche „Tüchtigkeit“ dem Fach Deutsch abverlangt wird. Lesen Sie selbst:

„Der Unterricht im Fach Deutsch leistet einen wichtigen Beitrag zur sprachlichen, kulturellen

und ästhetischen Bildung sowie zur Entwicklung fachlicher und überfachlicher Kompetenzen.

[…] Sprache dient in allen Fächern als Mittel der Kommunikation und des Erwerbs fachlichen Wissens und wird im Deutschunterricht darüber hinaus selbst zum Lerngegenstand […]. Mit dieser Zielsetzung leistet der Deutschunterricht über die Grenzen seines Faches hinaus einen wesentlichen Beitrag zur Allgemeinbildung der Schülerinnen und Schüler und damit zur Bewältigung der Anforderungen des täglichen Lebens und der Berufswelt.

Die systematische Entwicklung bildungssprachlicher Kompetenzen bildet eine Grundvoraussetzung für erfolgreiches Lernen und für eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.“

Rahmenlehrplan Deutsch

Diese „tausend-Dies-und-Das“ des Deutschunterrichtes werden im Rahmenlehrplan in (nur) fünf Kompetenzbereichen dargestellt. Die sogenannten „prozessbezogenen Kompetenzbereiche“ sind fächerübergreifend relevant, ihre systematische Ausbildung und Förderung fällt aber in den Fachbereich Deutsch.

Fachspezifischer Kompetenzbereich Prozessbezogene Kompetenzbereiche Fachspezifischer Kompetenzbereich
Sprachwissen und

Sprachbewusstheit

Entwickeln

-Sprache nutzen und

Sprachgebrauch untersuchen

­-sprachbewusst handeln

Sprechen und Zuhören

-zu anderen sprechen

­-mit anderen sprechen

­-verstehend zuhören

Mit Texten und Medien

umgehen

-literarische Texte

erschließen

­-Sach- und Gebrauchstexte erschließen

­-Texte in anderer medialer

Form erschließen

Schreiben

-Schreibfertigkeiten

nutzen

­-richtig schreiben

­-Schreibstrategien nutzen

Lesen

-Lesefertigkeiten nutzen

­-Lesestrategien nutzen

-Textverständnis sichern

Was heißt das für den Deutschunterricht am Wald-Gymnasium?

Sprachbildung im Deutschunterricht am Wald-Gymnasium

Wir fördern alle fünf genannten Kompetenzbereiche in einem systematisch arrangierten Unterricht, der in der Mittelstufe jeweils vierstündig, wenn möglich auch fächerübergreifend stattfindet und immer in Absprache – häufig auch in enger Teamarbeit – von den Kolleginnen und Kollegen des Fachbereiches Deutsch konzipiert wird.

Zur Förderung der fachspezifischen Kompetenzen wird in allen Jahrgangsstufen der Sekundarstufe I mit literarischen Texten aus allen drei Gattungen – Epik, Lyrik und Dramatik – gearbeitet, aber auch der Umgang mit verschiedenen Arten von Sachtexten und die Vertiefung und Weiterentwicklung der grammatikalischen Kenntnisse und Aspekte der Rechtschreibung stehen jährlich in einer Unterrichtssequenz (ca. 16 Stunden) auf dem Stundenplan. D. h. wir lesen moderne und klassische Romane, Kurzgeschichten, Novellen oder Fabeln, ebenso wie Gedichte, auch dramatische Texte oder verschiedene Arten von Zeitungstextsorten oder Reden u.v.a.m. Dabei lernen unsere Schülerrinnen und Schüler nicht nur die wesentlichen Textmerkmale der genannten Textsorten kennen, sondern entwickeln an diesen Gegenständen prozessbezogene Kompetenzen. Ein Bereich liegt uns dabei besonders am Herzen: das Erörtern. In fast allen Fachbereichen müssen fachspezifische Problemfragen erörtert werden – mündlich im Unterrichtsgeschehen und schriftlich in Hausaufgaben, Klassenarbeiten und Klausuren. Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Fachbereichen haben in der Vergangenheit festgestellt, wie schwer es den Schülerinnen und Schülern noch in der Oberstufe fällt, mündlich und schriftlich in Auseinandersetzung mit Fachtexten und wissenschaftlichen Problemfragen angemessen erörternd vorzugehen. Seit 2017 arbeiten wir daher an der Erstellung eines fächerübergreifenden Konzeptes zur Förderung der Sprachbildung in der Sekundarstufe I im Bereich „Erörterung“. Dazu gehören die systematische Vermittlung von Lesestrategien und ihre Anwendung und Förderung über den Deutschunterricht hinaus ebenso wie die Vermittlung verschiedener Methoden des mündlichen Erörterns. Das Projekt „Jugend debattiert“, welches seit letztem Jahr in Form einer AG und regelmäßig stattfindenden Wettbewerben am Wald-Gymnasium realisiert wird, ist ein wesentlicher Baustein für das fächerübergreifende Konzept zur Förderung der Sprachbildung. Darüber hinaus wird es ab dem Schuljahr 2018/19 in jeder Klassenstufe verbindlich und progressiv arrangiert eine Erörterung bzw. schriftliche Argumentation als Klassenarbeit geben. So können die Kompetenzen in diesem Bereich systematisch gefestigt werden.

Sprachbildung über den Deutschunterricht hinaus

Die engagierten Kolleginnen und Kollegen des Fachbereiches Deutsch (aber auch aus den Gesellschaftswissenschaften) zieht es zur Förderung der Sprachbildung unserer Schülerinnen und Schüler immer wieder aus dem Klassenzimmer hinaus oder sogar hinter das Schultor. Wir bieten:

  • „Jugend debattiert“ (AG)
  • Schülerzeitung und Newsletter (AG)
  • Kooperation mit Berliner Zeitungen und überregionalen Zeitungen (Projekt „Jugend schreibt“ von IZOP-Institut und F.A.Z.)
  • Besuche beim jährlichen Berliner Literaturfestival
  • Besuche in Berliner Theatern und „Klassenzimmerstücke“ (z. B. vom Deutschen Theater) für das Theatererlebnis in der Schule
  • Vorträge von Fachreferenten (z. B. zu „Filmischem Erzählen“)
  • Wandertage zu Schauplätzen der Berliner Literaturgeschichte (z. B. Brecht-Haus, Hauptmann-Gedenkstätte, Fontane-Spuren)
  • Kurs- bzw. Studienfahrten auf literarischer Spurensuche (z. B. nach Weimar, Wien, Marbach, Heidelberg, Nizza und Sanary-sur-Mer)
  • fächerübergreifende Projekte

Um unsere Schülerinnen und Schüler auf die „Bewältigung der Anforderungen des täglichen Lebens und der Berufswelt“ (vgl. Rahmenlehrplan, s.o.) und auf die Anforderungen eines Hochschulstudiums vorzubereiten, setzen die „Tausendsassas“ in unserem Kollegium ihr Fachwissen und ihre didaktische und pädagogische Kompetenz ein ebenso wie ihre Begeisterung für die deutsche Sprache und ihre Leidenschaft für die Literatur. Und teilen die Hoffnung, dass aus tausenderlei Anregungen aus den Schülerinnen und Schülern des Wald-Gymnasiums selbstbewusst sich artikulierende, mutig argumentierende und die Genauigkeit und Schönheit der Sprache genießende junge Menschen werden – nicht unbedingt Tausendsassas der deutschen Sprache, aber Leute, die tausenderlei Texte verstehen und jederzeit bewusst entscheiden können, was sie sagen und wie sie es sagen.